berlinale 2015

6. Februar 2015

Short Message Service 2015

Von Matthias Dell, Daniel Eschkötter, Lukas Foerster, Dominik Kamalzadeh, Ekkehard Knörer, Elena Meilicke, Cristina Nord, Nikolaus Perneczky, Bert Rebhandl und Simon Rothöhler

Quite a handful, der Film von Tahimik, aber alle Formen von Eigensinn und Widerstand, die mobilisiert werden, gehören einfach dazu. Gegen Magellan kreuzen, hinauf nach Hapao, die Geschichte per No-Budget-Historienfilm wieder runter: ein Trip, den man so schnell nicht vergisst. (80cp)

Ekkehard Knörer am
14. Februar 2015 um 15:31 Uhr

wer im geldkomplex hängt, hat die profitmaximierung hinter sich und aus düsseldorf kommt «sofort» schon mal gar nichts. mit aus dem ruder laufenden frühstücksmonologen und glasklaren kadrierungen gegen die spanische produktivitätskrise: do not chicken out (El complejo de dinero, Forum)

Simon Rothöhler am
14. Februar 2015 um 12:09 Uhr

Kecker Schnitt von Christoph Huber auf Wim Wenders in «Was heißt hier Ende?». Für meinen Geschmack nimmt Dominik Grafs Hommage auf Michael Althen in ihrem letzten Drittel eine etwas zu kulturkritische Wendung.

Cristina Nord am
14. Februar 2015 um 09:41 Uhr

dieser film ist keine scheibe: kidlat tahimik zeigt ferdinand magellans «last hot tub» in 16mm und revisioniert seinen sklaven enrique als hombre libre für umzuschreibende geschichtsbücher (notfalls mit digitaltechnik oder qua g-string-performance)

Simon Rothöhler am
12. Februar 2015 um 17:56 Uhr

was sich nach zwei episoden DEUTSCHLAND 83 sagen lässt: «qualitätsserie» made wie in amerika ist noch nicht, wenn eine in amerika geborene drehbuchautorin die erzählerischen schlichtheiten des hiesigen fernsehfilms («ich guck eh nicht raus») in ein sechsmal so langes format überträgt

Matthias Dell am
12. Februar 2015 um 16:45 Uhr

Gott, der Teufel, druckreif aus Lipstick- und anderen Mündern purzelnde Wörter und Sätze, Henry Fool, Simon Grim, die ganze Bagage und die eine Susan, die die andere ist (und in jedem Fall Schauwert am Leib trägt) - am Ende geht spektakulär das Licht aus: NED RIFLE ist purer Hal Hartley, love it or leave it. (73cp)

Ekkehard Knörer am
12. Februar 2015 um 11:32 Uhr

The Act of Seeing With One's Other Eyes: Le dos rouge lohnt sich allein schon wegen des einen Bildes, das gegen Ende aufgesucht wird

Bert Rebhandl am
12. Februar 2015 um 09:13 Uhr

saddamchargen, hitlerreden, there comes a time when we hear a certain call - atomherzmutter, du bist eine sehr seltsame blume im gelobten land des auto-als-medium-films

Simon Rothöhler am
11. Februar 2015 um 23:18 Uhr

Noch eine abgewickelte Textilfabrik, Geyrhalter nimmt die abgerissenen Fäden auf, knüpft und spinnt sie weiter, 10 Jahre lang. Alles Sprechen ganz verzagt, verstockt, verhalten. Gefällt mir sehr. (Über die Jahre, Forum)

Elena Meilicke am
11. Februar 2015 um 22:50 Uhr

Den härtesten Tonschnitt und viele weitere, nicht immer nachvollziehbare Attraktionen gibt es in «Atom Heart Mother» von Ali Ahmadzadeh

Cristina Nord am
11. Februar 2015 um 17:19 Uhr

Wer auch immer bei der BVG dafür verantwortlich ist, dass Dieter Hallervorden derzeit die U-Bahn-Station «Mohrenstraße» vom Band ansagt, sollte dringlichst gefeuert werden

Simon Rothöhler am
11. Februar 2015 um 11:12 Uhr

alexej german jrs UNDER ELECTRIC CLOUDS, für mich der bisher reichste film in competition: science fiction als historische endzeitselegie, visuell eine pracht.

Dominik Kamalzadeh am
10. Februar 2015 um 20:27 Uhr

«Viaggio nella dopo-storia» (Forum): Vincent Dieutre re-enactet Rosselini und denkt dabei über die feinen Unterschiede zwischen Appropriation, Remake, Zitat und Hommage nach. Wieder eine «Exercice d'Admiration», die mich aber weniger berührt als vor drei Jahren «Jaurès».

Elena Meilicke am
10. Februar 2015 um 20:13 Uhr

Nunsploitation II: There's something in the air, it makes everything exaggerated. Der Duft der schwarzen Narzisse treibt das ungebändigste psychosexuelle Farbspektakel auf den Film. Reiner Ausdruck, so schaut's aus.

Daniel Eschkötter am
10. Februar 2015 um 20:11 Uhr

Nunsploitation I: Peter Kern sticht mit seinem letzten Sommer schön nach De Palma et al. Der Charme der Indiskretion. Und das Nazikaffeegeldschloss ist zwar Rosen-, nicht Wolfsegg, aber ausgelöscht wird trotzdem gründlich.

Daniel Eschkötter am
10. Februar 2015 um 20:11 Uhr

Zwei Dutzend statische und wohl kadrierte Einstellungen lang ergötzt sich «Freie Zeiten» (Forum) am vermeintlichen Paradox, dass Freizeit eine ernste Angelegenheit voller Regeln und Kontrollbegehren ist: entspannen lernen, abnehmen lernen, richtig lachen, richtig streiten. Was das mit zeitgenössischen Arbeitsverhältnissen zu tun haben könnte, interessiert den Film nicht.

Elena Meilicke am
10. Februar 2015 um 20:10 Uhr

2/3 von ...retournement de la terre: keine audiovisuelle histoire croisée, vielmehr: Wie die Bilder (& Töne) der Normandiegegenwart die Tonspur Grémillons abreichern & die Historizität kassieren.

Daniel Eschkötter am
10. Februar 2015 um 13:59 Uhr

Handwerkszeitbild oder Männern beim Arbeiten zusehen II: Rabo de peixe. Aber die Azorenerzählung zweier projizierender Müßiggänger hat einen offenen Begehrensunterstrom, gegen den selbst das Meer kaum ankommt.

Daniel Eschkötter am
10. Februar 2015 um 13:58 Uhr

revision eines grémillon-films von 1944/45 über die zerstörte normandie. vieles daran sehr interessant, manches so unnötig wie unproduktiv verrätselt. weniger «essay» wäre mehr (dokument) gewesen. (ce gigantesque retournement de la terre, forum)

Simon Rothöhler am
10. Februar 2015 um 09:38 Uhr

Zwei glückliche Trainingseinheiten in der Kunst der Bewunderung: Vincent Dieutres VIAGGIO NELLA DOPO-STORIA und Walter Salles' JIA ZHANG-KE, UM HOMEM DO FENYANG

Cristina Nord am
10. Februar 2015 um 00:00 Uhr

als hitlers hammer auf eine riesige kaffeebohne traf – peter kern trashfantasiert den letzten sommer der reichen dann doch etwas uninspirierter als erhofft. lehrreich aber: wer ein nazierbe antritt, heiratet fake-nonnen unter den wachsamen augen eines schäferhundes.

Simon Rothöhler am
9. Februar 2015 um 20:06 Uhr

walter salles begleitet jia zhangke zu den schauplätzen seiner filme und seines lebens. eine aufrichtige und aufschlussreiche verneigung, und jias filme will man dann gleich wieder sehen.

Dominik Kamalzadeh am
9. Februar 2015 um 19:40 Uhr

«Wie man sich damals so unterhielt» – Katrin Seybolds (Ula Stöckls) Spin-off des «Weiße Rose»-Flugblatts als beeindruckend straighte oral history der zdf-fiktional so verkleisterten NS-Zeit: DIE WIDERSTÄNDIGEN im Panorama

Matthias Dell am
9. Februar 2015 um 16:28 Uhr

Patricio Guzmáns «El botón de nácar»: Ich fand's nicht esoterisch. Stellenweise animistisch, das passt zu indigener Weltwahrnehmung. Und wenn man Trost in der Vorstellung findet, die Seelen der Verschwundenen und Umgebrachten würden bis zu einem Quasar im All wandern, dann sagt das doch auch viel über die Trostlosigkeit, die mit der Straflosigkeit in Chile einhergeht.

Cristina Nord am
9. Februar 2015 um 08:37 Uhr

Lektüre zu Barrauds toll wucherndem Le dos rouge und Bonellos Vertigovariationfilm-im-Film mit Isild Le Besco & Alex Descas nach seinem eigenen Phantomskript: Madelaine entre les morts, in Bertrand Bonello: Films fantômes (Les Prairies ordinaires 2014).

Daniel Eschkötter am
9. Februar 2015 um 08:35 Uhr

Die Arbeiter mussten die Fabrik verlassen, wegen IWF und Weltbank. «La sirène de Faso Fani» (Forum) porträtiert die Weber von Koudougou und erzählt vielleicht auch was über Griechenland.

Elena Meilicke am
9. Februar 2015 um 00:43 Uhr

«Twenty-Eight Nights and A Poem» (Forum) beginnt als vielversprechende Archiv- und Bildbefragung, zerfasert in der zweiten Hälfte und endet mit viel abgefilmter Youtube. Mediale Historiographie kann sehr anstrengend sein

Elena Meilicke am
9. Februar 2015 um 00:42 Uhr

Il gesto delle mani: Großgestiger Titel, aber wo observationell draufklebt, ist halt doch mitunter nur sture Kunsthandwerkredundanz drin. Hier wird's eine Bronzehündin, liegend. Weiß ich nun genau, wie die gemacht wurde und dass das früher schon genauso ging. Lieber nochmal Die Glocke auswendig lernen.

Daniel Eschkötter am
9. Februar 2015 um 00:39 Uhr

porträt eines libanesischen fotostudios als medienarchäologische zeitreise. die geräte werden auf den arbeitstisch geholt, das alphabet kann patriotisch gesungen werden; gesten und posen erzählen eigene geschichten. ein schöner film von akram zaatari (forum).

Simon Rothöhler am
8. Februar 2015 um 23:21 Uhr

Auch interessant an IVANHOE (neben den großartigen, von Matthias schon erwähnten Hunden): Stellenweise ist das wie eine Umschrift jener hässlichen Szenen aus Harlans JUD SÜSS, in denen Ferdinand Marian die schwäbisch-schwedische Unschuld Söderbaum bedrängt. Ob das Absicht ist? So weit, dass Rebecca (Elizabeth Taylor) am Ende Erfüllung finden würde, geht die britisch-amerikanische Produktion dann aber doch nicht.

Cristina Nord am
8. Februar 2015 um 20:53 Uhr

dass malick seine leerformeln nun direkt als endlostrailer loopt, hat immerhin den vorteil, dass wirklich nur noch strenggläubige die kathedralenkinosteuer freiwillig absitzen

Simon Rothöhler am
8. Februar 2015 um 19:31 Uhr

Malick: Not my cup of knight.

Cristina Nord am
8. Februar 2015 um 19:22 Uhr

tolle hundeperformances (und mehr) auch in IVANHOE, retrospektive.

Matthias Dell am
8. Februar 2015 um 19:21 Uhr

Die Feierlichkeit von Patricio Guzmán mit ihrem tendenzesoterischen Politikverständnis und ihren «schönen Bildern» der Natur dagegen: nicht meine Kathedrale. «The Pearl Button», der zweite Walkout nach Jem Cohens unsortiertem Bilderalbum «Counting» gestern im Forum.

Ekkehard Knörer am
8. Februar 2015 um 18:22 Uhr

«Knight of Cups»: Malick hat wieder eine Kathedrale aus geflüsterten Stimmen und himmelhochjauchzenden Gesten gebaut. Christian Bales «pilgrim's progress» hat seine (Theo)Logik, aber die Bilder sind eine Feier der, keine Absage an die Welt. (81cp)

Ekkehard Knörer am
8. Februar 2015 um 17:57 Uhr

«Violencia» im Forum: drei minimalistisch instrumentierte Gegenwartsfabeln über politische Gewalt in Kolumbien; gewollt opak, aber sehr konzentriert. Kann man sich anschaun.

Nikolaus Perneczky am
8. Februar 2015 um 15:50 Uhr

highlight in malicks sinnsuch-esoterisch beflüsterter verfilmung eines «how to spend it»-katalogs sind die unterwasseraufnahmen der hunde, die offenen mauls tennisbälle apportieren wollen im pool

Matthias Dell am
8. Februar 2015 um 15:49 Uhr

bei bunuel marschiert (1964) am ende vom KAMMERZOFENTAGEBUCH pegida/der front national, beim jacquot (2015) ist der antisemitismus vom gärtner nur dekor. wie alles andere

Matthias Dell am
8. Februar 2015 um 10:49 Uhr

In Alex Ross Perrys schönem QUEEN OF EARTH sind Horrorfilm und Melo allerbeste Freundinnen.

Cristina Nord am
8. Februar 2015 um 09:00 Uhr

Alex Ross Perrys Queen(s) of Earth baut elaboriert 70er-Altmaniana nach: psychogeographische Images. Ike Zimmermans zentrales «Women & Madness» ist aber nur ein Insidejoke. I get it/it got me.

Daniel Eschkötter am
7. Februar 2015 um 22:09 Uhr

dem flanöhr ist nichts zu schwöhr. die abgezirkelte beiläufigkeit von jem cohens counting nervt. coney island im winter sieht trotzdem super aus.

Lukas Foerster am
7. Februar 2015 um 17:24 Uhr

Irgendwas färbt immer ab: Meta-meta-Gestaltwandelmeditation mit Darstellerinaustausch und manch Unerwartetem mehr. Immer auch irgendwie beinahe komisch. Womöglich. Jedenfalls toll: Le dos rouge (Forum) (80cp)

Ekkehard Knörer am
7. Februar 2015 um 17:04 Uhr

bonello & balibar (& barbet schroeder): bilder einer bildbetrachtungsreise als (kunst-)geschichte der übertragung monströser zeichen. studium oder punctum? es ist das reden über bilder, das sie wirksam werden lässt. (le dos rouge, forum)

Simon Rothöhler am
7. Februar 2015 um 09:25 Uhr

QUEEN OF THE DESERT: Vielleicht wär's lustiger gewesen, hätte Werner Herzog mit seiner schönen Stimme und seinem schönen Englisch aus dem Off den ganzen Film begleitet und dabei zum Beispiel das Röhren der Dromedare oder Pattinsons Kostüme kommentiert.

Cristina Nord am
7. Februar 2015 um 08:48 Uhr

«The Days Run Away Like Wild Horses Over The Hills» (Forum): Eine außerordentlich private Angelegenheit, dieser Film. Habe nicht ganz verstanden, was ich dabei soll. (40cp)

Ekkehard Knörer am
7. Februar 2015 um 08:32 Uhr

Alex Ross Perry setzt in «Queen of Earth» viel Anstrengung darein, Bergman zu sein. Zu viel. (61cp)

Ekkehard Knörer am
7. Februar 2015 um 08:14 Uhr

Herzog träumt sich in «Queen of the Desert» den Osten, furchtlos romantisch, in tanzenden Bildern: das reine Vergnügen (81cp)

Ekkehard Knörer am
7. Februar 2015 um 08:13 Uhr

Panahi fährt «Taxi» und lädt ein kleines Welttheater ins Auto: eine Komödie von abgründiger Großzügigkeit (83cp)

Ekkehard Knörer am
7. Februar 2015 um 08:12 Uhr

herzog setzt kidman in eine faltbadewanne und lässt altpersisch sprechende jungspunde wie franco sowie faschingbeduinen auf sie los. trotzdem urfad.

Simon Rothöhler am
6. Februar 2015 um 23:55 Uhr

45 Years (im Wettbewerb) lässt geologische und biografische Zeitrechnungen ineinander übergehen: das späte Lebensalter zwischen Ablagerungen und Tiefenerosion. Leider merkt man dem Film an, dass er auf einer Kurzgeschichte beruht.

Nikolaus Perneczky am
6. Februar 2015 um 23:43 Uhr

Rabo de Peixe im Forum: Leviathan auf den Azoren, aber mit mehr Interesse am Menschen, oder besser: am Mann, an schönen Männerkörpern. Very sensuous ethnography.

Elena Meilicke am
6. Februar 2015 um 22:48 Uhr

ein herz für tiere – die fauna in werner herzogs QUEEN OF THE DESERT ist abwechslungsreicher als die seriellen diplo-dates von «gertie» bell. Hat auch witz

Matthias Dell am
6. Februar 2015 um 22:41 Uhr

eine queen of earth, die ihre gena rowlands studiert hat – alex ross perrys montagepräzisionswerk beginnt in den fazialen registerwechseln von elisabeth moss. wie die filmische form in die störung rein- und wieder rauspendelt – ist rich.

Simon Rothöhler am
6. Februar 2015 um 18:30 Uhr

vhs-schlieren als geheime verbindungen, die uns alle umfassen. ein tipp im forum: flotel europa

Lukas Foerster am
6. Februar 2015 um 17:50 Uhr

panahi überrascht mit einer offenen, lichten arbeit, die auch die mobilität zeitgenössischer laufbilder auf schöne weise zu nutzen versteht.

Dominik Kamalzadeh am
6. Februar 2015 um 17:39 Uhr

«Du bist sublim»: Judas verehrt Jesus auf Französisch in Algerien in einem der allermerkwürdigsten Bibelfilme

Bert Rebhandl am
6. Februar 2015 um 15:16 Uhr

vorab gesehen & sehr empfehlenswert (forum/expanded): barraud - le dos rouge; huyghe - human mask; rodrigues/da mata - iec long; jacobs - orchard street

Simon Rothöhler am
6. Februar 2015 um 11:51 Uhr