berlinale 2016

11. Februar 2016

Short Message Service 2016

Von Andreas Busche, Matthias Dell, Lukas Foerster, Ekkehard Knörer, Elena Meilicke, Cristina Nord, Kathrin Peters, Bert Rebhandl und Simon Rothöhler

Mein letzter Film: Dominik Grafs und Johannes F. Sieverts (sorry, den sollte man nicht unterschlagen) VERFLUCHTE LIEBE DEUTSCHER FILM. Großes Vergnügen mit super O-Tönen, zum Glück zu durcheinander für allzu straighte Thesen. Die üblichen Verdächtigen des Gegen-Kanons (Klick, Lemke, Fritz), aber das macht es ja nicht falsch. Vorfreude auf den angekündigten zweiten Teil. (73cp)

Ekkehard Knörer am
20. Februar 2016 um 09:39 Uhr

Magischer Realismus mit selbstreflexiven Einschüssen, soweit ist A DRAGON ARRIVES vertrautes iranisches Kino. Der unausgegorene Räuberpistolen-Quatsch mit Eso-Touch, den Mani Hagighi daraus braut, ist aber mal wieder ganz er selbst. (31cp)

Ekkehard Knörer am
20. Februar 2016 um 09:35 Uhr

Zuletzt ist Kader Attia in der Forum-Expanded-Ausstellung noch ein high light (die Akademie sowieso): Interviews mit Psychiatern und Therapeutinnen über ein afrikanisches Unbewusstes. Um die DDR geht es auch. Ich frage mich: Ist das erschöpfte ein westliches Selbst?

Kathrin Peters am
20. Februar 2016 um 00:33 Uhr

In TA'ANG geht es um elementare Überlebenspraktiken: essen, Schlafplatz finden, Verwandte anrufen, Kinder tragen. Die Geflüchteten aus Myanmar im chinesischen Nirgendwo teilen alles, besonders ihre Not. Wang Bing zeigt das mit großer Anteilnahme und ganz unpathetisch.

Kathrin Peters am
20. Februar 2016 um 00:32 Uhr

Der größte Sympathieträger von allen: Michael Succow in Volker Koepps schönem LANDSTÜCK (Forum) - auch weil er die hohe Kunst des Ohrenwackelns beherrscht.

Matthias Dell am
19. Februar 2016 um 13:28 Uhr

Eine opiumgeschwängerte Revolutionsgroteske überhitzt die Geschichte, die tote Dschungelzeit friert sie anschließend wieder ein. A LULLABY TO THE SORROWFUL MYSTERY ist der ambitionierteste und vielleicht auch der formal wendigste Diaz-Film seit EVOLUTION OF A FILIPINO FAMILY. Chef d'Œuvre (>95cp)

Lukas Foerster am
19. Februar 2016 um 11:17 Uhr

Auf vielfache Weise beeindruckend ist Lav Diaz' LULLABY schon. Und das In-den-Dschungel-Laufenlassen der entscheidenden Stränge ist ästhetisch allemal zu rechtfertigen. Trotzdem gibt es da eine Konsolidierung der Bildpolitik, eine Erstarrung im Dialogischen, die mir manchmal problematisch erscheinen. (71cp)

Ekkehard Knörer am
19. Februar 2016 um 10:01 Uhr

Der neue Lav Diaz leidet unter einem Oekonomizitaetsdilemma. Fuer einen 8-Stunden-Film hat er entschieden zu viel Handlung, als achtstuendige Miniserie waere er zu langsam erzaehlt. A Lullaby to the sorrowfilul Mystery laesst mich etwas ratlos zurueck.

Andreas Busche am
18. Februar 2016 um 19:11 Uhr

Ottingers Nordwestpassage Teil 1: Immer wenn ich dachte, jetzt könnte es um altes Wissen, indigene Kultur und Subsistenzwirtschaft doch ein bisschen mythisch werden, fährt ein Motorrad durchs Bild oder ein kolonialer Text wird gelesen. So ist es ein Reisefilm mindestens zweiter Ordnung, ein ethnografischer Geschichtsfilm oder so.

Kathrin Peters am
18. Februar 2016 um 16:30 Uhr

Ausflug ins Forum Expanded, BUNKER DRAMA und THE COMMUNIST REVOLUTIONS WAS CAUSED BY THE SUN. Leider genau die Sorte ungares, verblasenes, hochgestochenes, beliebig zusammenassoziiertes und selbstgefälliges Zeug, das sich in Kunstkontexten zu oft bläht.

Ekkehard Knörer am
18. Februar 2016 um 08:31 Uhr

Walkouts: «Where to Invade Next» (linkstrumpistische Dumpfkritik, zugeschnitten für europäischen Antiamerikanismus der schlichtesten Form); «Elixir» (Trashtarkowski wäre schöner gewesen); «Fantastic» (studentisch bis zum Kostümbild, but not in a good way)

Simon Rothöhler am
18. Februar 2016 um 08:31 Uhr

«Die Geträumten»: Wie es ist, diesen fast unerträglich privaten Briefwechsel in einem beliebigen Hier und Jetzt zu sprechen, ihn als Textmaterial dennoch zu performen. Artikulationsklarheit statt weihevoller Einfühlung; Funkhausmensa und Tattoos statt historisches Kostüm. «Wenn es locker ist, ist es leiwand» – bis Blöcker um die Ecke kommt und Bachmann Celan diesen Satz schreibt: «Du willst das Opfer sein».

Simon Rothöhler am
18. Februar 2016 um 08:30 Uhr

Lieber Rudolf Thome, 75 Cargopunkte sind bei mir echt nicht wenig. Das ist quasi ein Doppel-Like, für Sie und für Serpil.

Ekkehard Knörer am
18. Februar 2016 um 08:29 Uhr

Ich kann gegen die Bachmann/Celan-Sprach-Spiel-Collage DIE GETRÄUMTEN wenig sagen, außer dass mir das Konzept der Kontrastierung von hochdramatischer Briefaussprache und lapidarem SprecherInnengequatsche zwar richtig vorkommt, aber so dann doch nicht ganz aufzugehen schien; oder auf die falsche Weise banal blieb. Kam noch eine (idiosynkratische) Abneigung gegen Laurence Rupp dazu. (62cp)

Ekkehard Knörer am
18. Februar 2016 um 08:25 Uhr

Für kollektive Lebensformen interessiert sich Vinterbergs KOLLEKTIVET kein bisschen, lieber 08/15-Ehedrama erzählen, mit äußerst grobschlächtiger Affektmodulation. Bis auf die taubenblau-graue Dänenpalette uninteressant. Hinterher sieht man noch tausendmal klarer, was an L'AVENIR alles großartig ist.

Elena Meilicke am
18. Februar 2016 um 00:36 Uhr

«Mach einfach, Rudolf» - Serpil Turhans THOME-Film stellt mit schöner Selbstverständlichkeit das Naturschöne neben das Kunstinteressante und findet ein zärtliches Näheverhältnis zu seinem etwas knorrigen Gegenstand. (Ich bin ja auch etwas nahe dran, aber Rudolf Thome will Cargopunkte von mir. Sagen wir 75?)

Ekkehard Knörer am
17. Februar 2016 um 11:05 Uhr

Welches Wissen gibt ein Architekturfilm? Emigholz fotografiert Corbusier und Jorn wunderbar. Aber Sattel lässt auch die Geschichte von Binis Cupola erzählen. Damit kommt anderes ins Spiel, auch filmisch.

Kathrin Peters am
17. Februar 2016 um 09:03 Uhr

Studie des Depardieumassivs als umfangreicher Mann: es schwerschnauft, hundruft, verläuft sich im Wald und findet den Ausgang nicht aus dieser Geschichte, weshalb der Film einen anderen nimmt und den Wecker einfach nochmal stellt. Vor dem Ende muss man sich in «The End» trotz Blutwurst nicht fürchten, aber das Porträtbild auf der Anrichte und die Porzellantellermotive: Grundgütiger.

Simon Rothöhler am
17. Februar 2016 um 08:54 Uhr

Spike Lee goes Brecht. Die Diskursmaschine laeuft auf Hochtouren, waehrend die Humorproduktion arg ins Stottern geraet. Aber der krude Formen-Crossover von «Chi-raq» ist diskursiv vielleicht die konsequenteste Methode, um den Diskussionen ueber die Waffenkultur in den USA zwischen NRA-hate speech und Obamas Ohnmacht eine neue Tonalitaet hinzuzufuegen.

Andreas Busche am
17. Februar 2016 um 08:53 Uhr

spike lee nimmt die hood in die pflicht und baut den nebenwiderspruch zur irgendwie global anschlussfähigen sexstreikkomödie aus. am ende ist zumindest das weiße amerika so verdattert, dass es ohne not antirassistische friedensverträge gegenzeichnet. pretty weird (and not very funny, to be honest)

Simon Rothöhler am
16. Februar 2016 um 17:28 Uhr

En face, profile, halbe Drehung links, 90 Grad nach rechts: LE FILS DE JOSEPH hat die lässige Abgezirkeltheit eines Menuetts und keine Angst vorm Blick in die Kamera. Trotzdem nicht 100pro meins.

Elena Meilicke am
16. Februar 2016 um 17:21 Uhr

Für alle, die Madonnas Vogue-Video lieben: STRIKE A POSE über ihre «fierce male dancers». Die reunion ist tränenreich und die Dramaturgie ein bisschen tacky (von «dare» zu «truth»), aber das geht schon in Ordnung und ist anrührend. Express yourself halt.

Elena Meilicke am
16. Februar 2016 um 17:20 Uhr

Noch ein Sympathieträger: der seiner Rolle müde Fernsehschauspieler, der in BUNKER DRAMA (Forum Expanded) sowjetischen Armeedrill in einem litauischen Kalte-Kriegs-Überbleibsel reenacted. Für Touristen und, Verwaltung hat kann einen merkwürdigen Humor haben, für arbeitslose Jugendliche in einem EU-Programm.

Matthias Dell am
16. Februar 2016 um 13:20 Uhr

Premiere mit Filmriss (oder wie die digitale Version davon heißt): Mika Taanilas MANNERLAATTA (Forum Expanded) handelt von Flughäfen und gescannten Körpern, schwarzweiße Eleganz und Attacke. Sich willig schleusen lassen vom Bass.

Elena Meilicke am
16. Februar 2016 um 12:06 Uhr

Wie mondän kann ein Ferienhaus aus Beton sein, das sich einer Gummiballontechnik verdankt und nach seinem architektonischen Erfinder «Binishell» genannt wird? Sehr – wenn die Lage stimmt und das Bewohnerpaar Antonioni & Vitti heißt. Volker Sattel nähert sich diesem Ort als genius loci: sanft, umkreisend, mit fotografischer Intelligenz. Filmische Wiederbelebung einer mythischen Allianz aus Kino- und Architekturmoderne. («La Cupola», Forum Expanded)

Simon Rothöhler am
16. Februar 2016 um 09:43 Uhr

Ich kann die Begeisterung für EL DORADO XXI schon halbwegs nachvollziehen. Der bessere Film über Rohstoffabbau als zivilisatorische Apokalypse ist für mich aber CITY OF JADE: Teilnehmende Beobachtung beim Opiumrauchen statt long-take-Monumentalismus.

Lukas Foerster am
16. Februar 2016 um 08:22 Uhr

Als Industrielandschaftsdokumentarfilm hat «Life after Life» (Forum, Jia Zhang-ke als Produzent) seine Momente. Während ähnlich totgenutzte Naturräume bei «Il deserto rosso» ff. noch auf Subjekte, die ihre Entfremdung genießen wollten, hindeuteten, stehen im China der Gegenwart modernisierungsmüde Menschen vor Phantomgeschichten und senden Lämmer in die laublosen Baumkronen einer Wüste namens Zukunft.

Simon Rothöhler am
16. Februar 2016 um 00:34 Uhr

A QUIET PASSION (Special, warum auch immer) Ein Emily-Dickinson-Biopic als Verbitterungsgeschichte. Und Biopic, ha, Terence Davies manövriert supersouverän zwischen Screwball und Kostüm, irre schönen Davies-Momenten, Dickinson-Gedichten. Kein falscher Ton, kein falscher Trost. Toll. (83cp)

Ekkehard Knörer am
15. Februar 2016 um 23:49 Uhr

Der Vorwurf, «Cartas de guerra» verhalte sich wie ein Epigone zu «Tabu», greift mir zu kurz, allein schon wegen der Schönheit von Antonio Lobo Antunes' Briefen. Soll es denn wirklich nur einen einzigen portugiesischen Schwarweißfilm geben, der sich mit der Kolonialgeschichte befasst? Ist Angola Mosambik? Und gibt es wirklich so viele Filme, die nachvollziehbar machen, was das Kolonialregime mit den Körper- und Seelenfasern derjenigen anstellt, die es ausführen?

Cristina Nord am
15. Februar 2016 um 19:13 Uhr

DER OST-KOMPLEX (Panorama) hält, was der Titel verspricht: Jochen Hick folgt der durchformatierten Lebensgeschichte eines Stasi-Opfers munter zu den Kollisionen, die die Konkurrenz der unterschiedlichen Gefühle bezogen aufs Gleiche (DDR) bewirkt. Vera Lengsfeld vs. Egon Krenz, Homophobie im westdeutschen CDU-Ortsverband, flankiert von grotesken Journalistendarstellern (RTLs Michael Ortmann, RBBs Ingo Hoppe, Hajo Schumacher) sowie dem in seiner Sackhaftigkeit unerreichten Kurt Biedenkopf

Matthias Dell am
15. Februar 2016 um 18:37 Uhr

Koepps «Landstück», eine Hommage an die Uckermark, lässt Ohren wackeln und Feldblumen sprießen. Nur leider ist der Boden, auf dem der Film wächst, kulturpessimistisch kontaminiert

Cristina Nord am
15. Februar 2016 um 17:46 Uhr

den besten noah baumbach-film hat also rebecca miller gemacht: die quäkerin greta gerwig arbeitet als «bridge between art and commerce» an der new school und trifft in einer verschärften mutterwunschphase auf ethan hawke («ficto-critical anthropologist»), der einfach nicht aufhören kann, jungenhaft zu sein - und dann wäre da noch julianne moore (star an der columbia), die als isländerin naturgemäß schwer zu defrosten ist. you can't start a fire without a spark: enjoyable

Simon Rothöhler am
15. Februar 2016 um 14:53 Uhr

Quand on a 17 ans: Toll, wie Techiné und die Ko-Autorin Sciamma mich (und viele andere) dazu bringen, alle Wendungen und Sprünge mitzumachen. Als übertrügen sich die Agilität und die Geschmeidigkeit des Films beim Zuschauen

Cristina Nord am
15. Februar 2016 um 09:58 Uhr

Sehr toll, die Projektionen und Übertragungen, die Sprachen der Liebe eigen sind, zumal Liebesbriefen, in einen Radiosender zu versetzen. Zwischen den SprecherInnen breiten sich die Worte von Bachmann und Celan aus und bringen ihr eigene Realität hervor. Oder ihre Fantasien. (Schwer zu unterscheiden, weiß Ina Hartwig.)

Kathrin Peters am
15. Februar 2016 um 07:57 Uhr

Le fils de Joseph im Forum: grobe Literaturbetriebssatire (der Prix Goncourt wird zum Conlong) meets Bibelallegorie meets barock instrumentierte Screwball Comedy – der neue Eugène Green, zudem deutlich selbstironischer als zuletzt, ist irrésistible.

Nikolaus Perneczky am
15. Februar 2016 um 00:38 Uhr

QUAND ON A 17 ANS So romanhaft, und schnell dabei, und genau dabei, und an Melkmaschinen interessiert dabei wie Techiné erzählt kaum jemand im Weltkino. Schwule Liebe und Tod und Krieg und Geburt, alles drin, das wahre und wirkliche Leben in drei Trimestern. Geht eigentlich nicht. Geht aber doch. (73cp)

Ekkehard Knörer am
14. Februar 2016 um 23:15 Uhr

LE FILS DE JOSEPH Füße voran, Esel hinterdrein, Maria und Joseph (und Vincent) obendrauf: Eugène Green testet virtuos wie nie und mit vollem Ernst bzw. todkomisch wie stets die Grenzen der Absurdität aus. I love it. (86cp)

Ekkehard Knörer am
14. Februar 2016 um 23:10 Uhr

Téchiné mit einem schwulen Remake von «La vie d’Adèle», darauf wäre ich auch nicht gekommen. In der Bergkulisse arbeitet ein postkolonialer Twist und verschiebt das Begehren der Soldatenkinder (kann man schon bei Platon nachlesen, wie der Film belegt). Dass dieses coming of age-Stück eines Altmeisters des bürgerlichen Kinos derart jung leuchtet, ist das Verdienst des großen Julien Hirsch (ein echter directeur de la photographie)

Simon Rothöhler am
14. Februar 2016 um 22:11 Uhr

Das Beste an 24 WOCHEN (Wettbewerb) ist das fast lehrfilmhafte Interesse an medizinischen Erklärungen. Ansonsten trollt das Drehbuch seinen psychologischen Realismus immer wieder an den falschen Stellen und verdrängt damit genau die Konflikte, um die es dem Film doch geht. Das Drama der Entscheidung für/gegen die Abtreibung wäre in einer Rimini-Protokoll-Durcharbeitung des Themas vermutlich größer.

Matthias Dell am
14. Februar 2016 um 21:52 Uhr

Coming-of-Age im Bergkaff: Quand on a Ans erprobt die wechselnden Allianzen des Erwachsenwerdens mit physischer Hingabe. Vollgestopft mit sozialen Konflikten, aber: Ein Problemfilm ist nie in Sichtweite.

Andreas Busche am
14. Februar 2016 um 20:57 Uhr

In der noch ausstehenden Verfilmung der «Deutsche Filmförderfonds» –, kurz: DFFF-Kabale von vor über einem Jahr muss unbedingt Sandrine Kiberlain als Monika Grütters besetzt werden - mit der Patenz und am besten auch dem Arztkoffer aus QUAND ON A 17 ANS (Wettbewerb), dieser so gekonnten Erzählung über die Schwierigkeiten und Schönheiten des Erwachsenwerdens

Matthias Dell am
14. Februar 2016 um 19:24 Uhr

HAVARIE von P. Scheffner ist streng und stark, auch (aber nicht nur) als Metakino zur Frage, was geschieht, wenn man das Leiden der anderen betrachtet

Cristina Nord am
14. Februar 2016 um 18:04 Uhr

In MAHLZEITEN ist schön zu sehen, wie über Familie und Beruf in der BRD 1967 nachgedacht wurde, wie Männer dozierten, Frauen sich auf Natur beriefen und alles beim Alten zu bleiben drohte. Nur der Film nicht, der Reitz, so sagt er, zehn Jahre ernährte.

Kathrin Peters am
14. Februar 2016 um 15:28 Uhr

24 WOCHEN ist mindestens so schlimm wie befürchtet; als Film, der sich auch ästhetisch ganz der hässlichen Mitte der deutschen Gesellschaft (104.6 RTL) verschreibt aber fast wieder interessant. Jedenfalls gilt weiterhin: Schlimmer als deutsches Kino ist nur deutsche Stand-up Comedy.

Lukas Foerster am
14. Februar 2016 um 13:56 Uhr

walking with (refugees) als kinomodell: wang bings induktive dokumentarische methode eindringlich, präzise, überraschend wie immer. die widerstandskraft der kinder und die solidarität der älteren. kommuniziert wird mit händen und füßen, solange eine kerze einen rest sichtbarkeit spendet (ta'ang, forum)

Simon Rothöhler am
14. Februar 2016 um 13:51 Uhr

Während der einstündigen Einstellung zu Beginn habe ich viel geschlafen, aber das hat der Kino-Trance keinen Abbruch getan: ELDORADO XXI

Elena Meilicke am
14. Februar 2016 um 13:34 Uhr

Fand den Machismo von MALGRÉ LA NUIT langweilig bis unerträglich, und die anschließende Diskussion hat alles nur noch schlimmer gemacht: Grandrieux drückt Ariane Labed und erklärt fetale Atemrhythmen zur Grundlage seiner Filmästhetik.

Elena Meilicke am
14. Februar 2016 um 13:34 Uhr

Mochte L'AVENIR sehr - wie man leben soll, Ängste in Freiheiten umwandeln und wieder zurück, hell und licht und klar wie immer bei Hansen-Løve

Elena Meilicke am
14. Februar 2016 um 12:50 Uhr

KATE PLAYS CHRISTINE ist ein verstörender Film über weibliche Wut (und ihre Unmöglichkeit), musste an Karen Carpenter denken (same initials! Von Todd Haynes mit Barbiepuppen verfilmt). Nur das Ende bleibt schwach. Rage, rage, viel mehr rage hätte ich mir gewünscht.

Elena Meilicke am
14. Februar 2016 um 10:30 Uhr

HAVARIEs visueller und narrativer Entzug leuchtet ein und gefällt mir auch. Aber wie wird aus Weglassen Abstraktion? Und bleibt nicht die Konkretheit der Aufnahme der springende Punkt des Projekts?

Kathrin Peters am
14. Februar 2016 um 10:30 Uhr

KATE PLAYS CHRISTINE (Forum) Reenactment mit einem Method-Acting-Begriff, der so sehr erweitert ist, dass er irgendwann ins Problematische kippt. Am Ende ist die Form zu kompliziert, die Botschaft zu simpel. (51cp)

Ekkehard Knörer am
14. Februar 2016 um 08:09 Uhr

L’AVENIR (Wettbewerb) funktioniert wie die französische Version von SHORT STAY: ebenso dynamisch, besser aussehend, aber auch prätentiöser im Zugriff aufs Bildungsmaterial, an dem sich Isabelle Hupperts Frau festhalten kann, als das Leben abstürzt. Am prätentiösesten allerdings: die deutschen Anarchisten.

Matthias Dell am
13. Februar 2016 um 21:30 Uhr

War mir über L'AVENIR nicht so sicher - etwas zu versöhnlich, wie das sanfte Wiegen der Kamera am Ende, das das Wiegen des Säuglings aufnimmt. Aber hey, vielleicht muss man sich auch in fortgeschrittenem Alter ab und zu mal wiegen lassen

Cristina Nord am
13. Februar 2016 um 21:16 Uhr

Nicht verstanden, was «Kate plays Christine» mir sagen will: Parodie auf method und process schauspielender Welterschließung? Hinter lauter Meta-Gesten: ein merkwürdig zynisches Projekt, das immer ethos (auf)ruft

Simon Rothöhler am
13. Februar 2016 um 21:14 Uhr

Rohstoffarbeit und wie es sich mit ihr lebt:«Eldorado XXI» ist genau in der Form & groß an Reichweite (danse macabre am Rand der Globalökonomie - To which end? That remains to be seen)

Simon Rothöhler am
13. Februar 2016 um 21:06 Uhr

Sehr schön, wie dicht und konzentriert sich die beiden Sprecher in DIE GETRÄUMTEN den Briefen Bachmanns und Celans widmen. Und wie sie einmal rücklings auf dem Boden des Tonstudios liegen und sich einen Auftritt James Browns im Smartphone ansehen

Cristina Nord am
13. Februar 2016 um 20:45 Uhr

CREEPY (Special, warum auch immer) Sich zusehends ins Entsetzliche dezentrierender Psychothriller, der mich gepackt hat und dann nicht mehr losließ. Knapp überlebt. (78cp)

Ekkehard Knörer am
13. Februar 2016 um 20:39 Uhr

L'AVENIR (Wettbewerb) Kluges, souveränes, genaues, leichtes, ernsthaftes, erwachsenes Kino, dessen Grenzen höchstens die Grenzen der in ihm verhandelten Welt sind. (77cp)

Ekkehard Knörer am
13. Februar 2016 um 20:36 Uhr

Pariskitsch ohne Ende; ansonsten aber schon super, wie Grandrieux in MALGRE LA NUIT (Woche der Kritik) seinem inneren Jess Franco freien Lauf lässt.

Lukas Foerster am
13. Februar 2016 um 14:41 Uhr

L'AVENIR ist souveränes, generöses Starkino mit Huppert als agilem Gespenst zwischen Heinz und Pandora. Ich habe das von der ersten bis zur letzten Szene geliebt. (Auch schön: Im Regal stehen Adorno und Anders, aber die deutsche Sprache taugt trotzdem nur für Diskussionen über Urheberrecht und Fliegerangriffe.)

Lukas Foerster am
13. Februar 2016 um 14:40 Uhr

Und noch eine Freitag-Recap: diesmal «Goat» im Panorama. American Indie goes Full Metal Jacket. Schwere Kost zum Fruehstueck mit kuriosen Momenten, ua James Franco als alternder Fratboy. 35 Prozent David Gordon Green (Skript), 20 Prozent M. Porterfield (im Sinn), 20 Prozent Gummo (Sex, Drugs, Blackmetal), 25 Prozent Kubrick.

Andreas Busche am
13. Februar 2016 um 10:57 Uhr

Interessant, wie unterschiedlich die Meinungen sind. Mir hat bei «Homo Sapiens» gerade die Binnendramaturgie gefehlt. Zu viel endzeitliche Überwältigungstotalen, zu wenig Konzept. Fuer Fans von Benning und Emigholz, aber in gut gemeint. Mein Highlight: der Frosch links unten.

Andreas Busche am
13. Februar 2016 um 10:51 Uhr

Je vous salue, Joseph (au bobo bio) – Eugène Green tritt höchselbst als Portier und Botschaftermedium der eigenen Nachrichtenkreisläufe auf; Absolutismus des Kunstreligiösen, gut wie immer, aber in seinen wohlplatzierten Barock- und Bildbetrachtungsbildsignalen auch etwas überkonsolidiert

Simon Rothöhler am
13. Februar 2016 um 10:42 Uhr

HOMO SAPIENS: Urbex-Drama (neues Wort gelernt) mit Ruinenbildern, aus denen Geyrhalter in der Postproduktion alle Graffitis entfernt hat, um Postapokalypse herzustellen. Ist toll geworden.

Elena Meilicke am
13. Februar 2016 um 10:37 Uhr

Die nerd's rapture von MIDNIGHT SPECIAL hat bis zu einem gewissen Punkt etwas Gewinnendes. Nur hat mich Alton mit seiner Lichtstrahlpower irgendwie an Sookie Stackhouse aus TRUE BLOOD erinnert. «What am I?» – «An extraterrestrian?» – «How fuckin' lame».

Cristina Nord am
12. Februar 2016 um 23:59 Uhr

Short Stay (Forum) Eine Philadelphia Story, die um den emotionalen und ästhetischen Nullpunkt kreist. Roher Stoff, aber egal sein wollen mir der Film und sein opaker Held nicht. (61cp)

Ekkehard Knörer am
12. Februar 2016 um 21:41 Uhr

HOMO SAPIENS hätte mir besser gefallen, hätte Geyrhalter den Film so narrationsleer gehalten, wie die Ruinen und Landstriche menschenleer sind

Cristina Nord am
12. Februar 2016 um 21:25 Uhr

The man who stayed there: Hikey-Mike aus dem dynamisch-lakonischen New-Jersey-Philadelphia-und-zurück-Film SHORT STAY (Forum) ist ein großer Sympathieträger

Matthias Dell am
12. Februar 2016 um 21:24 Uhr

Ich wäre gern (und bin fast) bis zum Ende mitgegangen, doch MIDNIGHT SPECIAL stellt die 100.000-Volt-Augen seines siebtsinnigen (siebtsiegeligen?) E.T. dann doch zu stark auf Blendung

Bert Rebhandl am
12. Februar 2016 um 18:11 Uhr

uff, nennen wir es arbeit: wettbewerbsfilme, die um gesprächspausen (jeff nichols) und männerbefindlichkeiten (denis cote) herum gebaut sind. mit meryl streep durch den notausgang geflüchtet, hat energisch den kopf geschüttelt, die arme

Simon Rothöhler am
12. Februar 2016 um 17:51 Uhr

Mit dem Spaghetti-Lasso und einem theologischen Script Consulting haben mich die Coens locker überzeugt: Hail, Caesar ist super

Bert Rebhandl am
11. Februar 2016 um 20:07 Uhr