spielfilm

9. Dezember 2012

Abfall für wenige Tatort – Wegwerfmädchen

Von Simon Rothöhler

© ARD

 

So sieht das also aus, wenn der Tatort am Bekanntgabetag der Vertragsverlängerung von Mirko Slomka gen Maschsee-Connection blickt. Grob muss man es nennen, wenn André Hennicke im Villenviertel zu Maria Furtwängler sagt, dass Frauen, die alte reiche Männer heiraten, doch auch im Grunde nur anschaffen gingen. Am Ende dieser ersten von zwei Folgen über Hannover als provinzdeutscher Korruptionszentrale wird ihm die Liebe zu einem «Afrokätzchen» das Genick gebrochen haben. Die Widerwärtigkeiten in diesem Tatort sind zahllos, da hilft auch die Zuweisung zu milieuistisch gemeinten Sprecherpositionen nichts. Dass Hubert Burda beleidigt wird, verbuchen wir mal irritiert auf der Habenseite und generell lustig ist natürlich die alberne Darstellung der Produktion von Abhängigkeit im System «Hells Angels». Oder hat hier die BW-Bank mal wieder die Kreditfinger im Spiel? Maschmeyers Alter Ego erläutert derweil auf seinem Grundstück mit Maschsee-Privatstegzugang, dass er ohne Bücher aufgewachsen sei und deswegen reich werden musste, um in La Traviata-Inszenierungen ungestört in den Schlaf der Bildungsvergleichgültigung sinken zu dürfen. Man fragt sich, wie kleinbürgerlich eine Drehbuchidee sein kann. Der «Journalist», Jan Liebermann zu allem Überfluss sein Name, verweigert die angebotene Bestechungsrolex nur knapp. Männer, die mit alleinerziehenden Frauen ausgehen, soll uns das wohl sagen, müssen ihre Involvierungsbereitschaft als dreitagebärtiges Strategiespiel aufziehen. Hätte man an diesem Sonntag nicht besser den hinterletzen Wellman, Walsh, Sturges nachgeholt? Gewiss, aber dann wäre man nicht enttäuscht gewesen, dass Jungwinzer Günther Jauch lieber Privatunterricht bei Roman Niewodniczanski nimmt, statt nach Furtwänglers Allein-unter-Männern-Performance mit einer ARD-Gesprächsrunde aufzuwarten, in der ZDF-Ikone Veronika Ferres (als sprachlose Blondine eben noch beim Operngang eingeschlafen) auf einen nicht nur brillenmäßig renovierten Christian Wulff trifft, der ja auch raus wollte aus dieser Hannoverscheiße und jetzt in einem nicht wirklich «freistehenden» Reihenhaus versauert. Wieviel soll das ab 2013 jeden Monat kosten? Siebzehneuroirgendwas? Wurde mit diesen Geldern auch der durchgeknallte LKA-Glasbau bezahlt? 

Tatort – Wegwerfmädchen (Franziska Meletzky) D 2012