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Blu-ray Zu scharf, um wahr zu sein

Von Simon Rothöhler

Auf eine handelsübliche Blu-ray Disc passt eine Menge Holz, 25 Gigabyte Datenmaterial in der einfach beschichteten Variante. Nachdem sich das Format nun endgültig gegenüber dem Hauptkonkurrenten HD-DVD durchgesetzt hat, zieht auch die Hardware-Seite mit immer preiswerteren Abspielgeräten nach. Absolut ausreichende Blu-ray Player sind mittlerweile für unter 200 Euro zu haben. Nicht zuletzt wegen der Abwärtskompatibilität – gute Blu-ray Player spielen nicht nur jede DVD ab, sondern holen dank Upscaling-Technologien auch das Maximale an Bildqualität aus ihnen heraus – lohnt sich der Einstieg in die digitale Post-DVD-Welt jetzt auch für Rezipienten, die an ihrem Archiv herkömmlicher Digitalscheiben hängen.

Ob Blu-ray einen audiovisuellen Standard für die Zukunft setzen wird (auch wenn diese ohne materielle Speicherträger auskommen sollte), ist umstritten. Die dazugehörige Diskussion ist im Moment noch etwas kleinteilig und wird vorwiegend in Blogs geführt, die die neue Disc in einer Mischung aus Technikbegeisterung und Editionskritik umkreisen. Da kann es dann schon mal sehr ausführlich darum gehen, ob die gerade bei Noveaux Pictures erschienene Blu-ray des Dario Argento-Klassikers Suspiria mit ihrem 5.1-Tonmix näher an der vierkanaligen Kinoversion ist, als der bisher als gültig erachtete zweikanalige DVD-Downmix.

Was die Kategorie «Werknähe» in bezug auf den Bildtransfer bedeuten könnte, wird indes immer unklarer: Blu-ray erzeugt eine irritierende Bildschärfe, die der des 35 mm-Kinobildes überlegen scheint. Diese «Überlegenheit» stell aber ein ästhetisches Problem dar: Das Bild ist zu scharf. Die Gerätehersteller haben mit einem «Kinomodus» auf den HD-Hyperrealismus reagiert, einem Set an Einstellungen der Bildausgabe, das die harten, als kalt empfundenen Objektkonturen weichzeichnerisch zurücknimmt. Weil Blu-ray Bilder liefert, die zu klar sind, um als Kinobilder wahr zu sein, simuliert die neue Technik die warme Softheit der alten, obwohl ihre eigentlichen Möglichkeiten längst woanders liegen. Anders formuliert: Einerseits ist die rückprojizierte Unschärfe eine Form blockierter Historisierung, andererseits Tribut an die insistierende Macht des Kinos als Bildnorm.