serien 2009

Starsystem: Von John Hamm bis Bryan Batt

Jon Hamm | Don Draper

Hatte eine unauffällige Fernsehkarriere, bevor Matthew Weiner in ihm einen «leading man» alter Hollywoodschule erkannte. Hamm strahlt Autorität aus (nicht zuletzt durch seine Stimme), die vielen Affären nimmt man ihm ab, er hat aber eben auch eine spezifische Eigenschaftslosigkeit, die das eigentliche Geheimnis der Figur Don Draper ausmacht – ein Mann, der ebenso sehr Schauplatz wie Handelnder ist.

January Jones | Betty Draper

Sie spielt die umstellte Ehefrau von Don Draper mit einem Pathos, das ganz aus fast unmerklichen Details besteht. Betty Draper ist der Sensor in der Serie, sie versucht immer auch noch irgendwie zu verarbeiten, was ihr geschieht. Sie wirkt, als wäre sie in der Lage, die Hysterie durch Disziplin Schach zu halten. January Jones war vorher in einer einzigen auffälligen Filmrolle zu sehen, als texanische Trailer-Hausfrau in The Three Burials of Melquiades Estrada. Ihr Vorsprechen für Mad Men bewog Matthew Weiner, die Rolle der Betty Draper deutlich aufzuwerten.

Robert Morse | Bertram Cooper

Der einzige Hauptdarsteller in Mad Men, der schon während der erzählten Zeit der Serie aktiv war. Einschlägig relevant ist vor allem sein Auftritt in How to Succeed in Business Without Really Trying (1967), eine Musicalsatire auf die amerikanische corporate culture. Vertritt in der Rolle des Bertram Cooper das Ideal, dass man auch als Mad Man in Würde alt (und verschroben) werden kann, sofern man nur im Büro die richtige (fernöstliche) Stimmung herstellt

Christina Hendricks | Joan Harris

Übernimmt als Sexbombe eine Ventilfunktion für die Serie, die ansonsten ja eher sublimierte Attraktionen zu bieten hat. Wie viele Texte wurden schon über die Wiederkehr eines älteren Schönheitsideals geschrieben, das perfekt in die taillierten Kostüme passt, die Christina Hendricks in Mad Men trägt? Dabei spielt sie die eigentlich melodramatische Figur, mit all den Nuancen, die wir von den Sirk-Frauen kennen, gebrochen durch einen Aufstiegswillen (oder vielleicht einfach nur ein Sicherheitsbedürfnis?), der ihr jederzeit eine disziplinierte Erscheinung auferlegt.

Elizabeth Moss | Peggy Olson

Die absolute Entdeckung der Serie. In The West Wing konnte sie noch kaum Eigenständigkeit gewinnen, dort spielte sie Zoey Bartlett, die Tochter der übermächtigen Vaterfigur Jed(ediah) Bartlett. In Mad Men bekommt Elizabeth Moss zahllose Möglichkeiten, Demütigungen in Erkenntnis zu verwandeln – das soziale Lernen ist der Figur wie der Schauspielarbeit gleichermaßen auferlegt, selten kann man die Formung eines (fiktionalen) Charakters so eindringlich miterleben.

John Slattery | Roger Sterling

Spielt den Boss von Don Draper, und lebt ihm auf diese Weise vor, was aus ihm bei normalem Karriereverlauf (und geringerer Selbstreflexivität) werden würde: ein eleganter Zyniker, der sich irgendwann mit einer viel jüngeren Frau lächerlich macht. Auch Slattery hatte eine relativ unspezifische Fernsehkarriere, in Clint Eastwoods Flags of our Fathers hatte er seinen markantesten Kinoauftritt.

Bryan Batt | Salvatore Romano

Spielt eine «flaming creature», deren Flammen nie sichtbar werden dürfen. Die Figur von Salvatore Romano, der in der dritten Staffel übrigens zum Filmemacher der Agentur avanciert, akzentuiert den «Period»-Charakter der Serie besonders interessant: Die Codes schwuler Identität, auf deren Anerkennung sich die Gesellschaft seither weitgehend verstanden hat, empfindet er noch als Rätsel.