spielfilm

21. Dezember 2008

Torpedo

Von Ekkehard Knörer

Ich habe Helene Hegemanns Film Torpedo leider noch nicht gesehen, würde mich aber sehr freuen, wenn er so interessant wäre, wie viele schreiben und sagen. Das Interview, das sie dem Schul-Spiegel gegeben hat, ist jedenfalls ziemlich beeindruckend. Es beweist zum Beispiel, dass Hegemann supergut altklug sein kann (was jetzt alles andere als böse gemeint ist; schließlich fand Adorno es einst auch sexyer – in jedem Sinn des Wortes – mit dem allerdings doch noch nicht 65jährigen Kracauer über Kant zu diskutieren als mit Teenagern rumzurennen):

Aber dieses ganze kollektive, hilflose Teenager-Rumgerenne finde ich unsexy – und nicht annähernd so spannend, wie mit einem 65-Jährigen über Adorno zu diskutieren.

Helene Hegemann kann auch supergut das deutsche Theater, mit dem sie sich dank Vater Hegemann ganz gut auskennt, beleidigen und hat zu guten Teilen wiederum Recht damit:

Solange es nicht um einen Abend von Regisseuren wie René Pollesch, Frank Castorf oder Christoph Schlingensief geht, betrachte ich Theater als Aufrechterhaltung alter Brauchtümer. 90 Prozent der Theaterbesuche sind wirklich langweilig. Ich empfinde es als Körperverletzung. Es werden keine Fragen gestellt, sondern halb ausgegorene Antworten gegeben. Im Theater wird diese Langeweile einfach nicht in Frage gestellt.

Und diese fürs Leben der Kunst wichtige Einsicht würde man viel mehr Menschen so früh in ihrer Biografie sehr wünschen:

Ohne meinen Vater hätte ich Torpedo nie als ernsten Lebensinhalt betrachten können. Und mir wäre nie klar geworden, dass Leute Geld verdienen können, indem sie hysterisch über eine Bühne hüpfen oder Drehbücher schreiben.