spielfilm

13. November 2010

Runaway train Unstoppable von Tony Scott

Von Simon Rothöhler

© 20th Century Fox

 

Zwei Züge, der eine rot, der andere blau. Eine Übung in basaler kinematographischer Kinetik: Zwei Vektoren, plain and simple. Ein sehr okayer Film, der, befreit von (fast) allem narrativen Ballast, einfach nur zwei Bewegungen relationiert. Auf die Konfrontation folgt Verfolgung, Ab- und Ausbremsung, und aus ist der Streifen. Das Happy End und die Hooters-Sache: eine fast höhnische Pflichterfüllung. Scotts schnörkel-losester Film seit Ewigkeiten kann die Urelemente des Actionkinos ins Spiel bringen, weil hier jemand weiß, wie man Gewicht und Gravität in die Bilder bekommt. Duel, immer noch Spielbergs bester, uninfantilster, steckt da auch drin, freilich auf heutiges High Concept gebürstet. Alles sehr einfach, keine große Sache und doch ein Vergnügen: Züge fahren zu schnell und zu unbemannt durch Pennsylvania, that's it, sehr angenehm. Im Kino nebenan herrscht Somewhere-Larmoyanz, bei uns behält Denzel Washington den Überblick. Der müsste keinen Abschleppdienst rufen, wenn beim Sportwagen mal der rechte Blinker ausfällt. Außerdem hat er eine viel vernünftigere Beziehung zum eigenen Nachwuchs als Stephen Dorff, die Flasche. Wie Denzel Washington am Ende auf dem Zug die Faust reckt, voller Anerkennung für den Star des Films, die funkensprühende, raumzerteilende, zum Abheben bereite Maschine, die nun ausgespielt hat, macht ihm so schnell auch keiner nach. Toll natürlich auch der Brakhage-artige Bildkratzereffekt in der Szene mit dem Kies, aber um Avantgarde geht es hier wirklich nicht: Ein Film, der vom Hinterherfahren erzählt und mit sich selbst im Reinen ist.

Unstoppable (Tony Scott) USA 2010