spielfilm

11. November 2009

Levinson Haneke

Von Ekkehard Knörer

Barry Levinson hat für den US-Bezahlsender Showtime einen Doku-Essay mit dem Titel Poliwood gedreht,  über die Conventions der Republikaner bzw. Demokraten 2008. Alessandra Stanley hat für die New York Times eine unfreundliche Kritik zu Levinsons Film geschrieben. Und Barry Levinson lässt sich das nicht gefallen. In der Huffington Post – ausgerechnet, könnte man sagen – schreibt er ausführlich zurück. Die einzelnen Argumente finde ich, solange ich den Film nicht kenne, nicht so interessant, sehr viel mehr schon das, was er grundsätzlich dazu schreibt, wie sich MacherInnen und KritikerInnen zueinander verhalten:

As I write this, I realize I am about to do something that, for the most part, is never done. I am going to criticize a critic. Filmmakers are never supposed to respond to a critic about their work. It's an unspoken rule of engagement.

Mag schon sein, dass das eine Regel ist; aber dann ist sie blöd. Ich jedenfalls bin sehr dafür, von FilmemacherInnen zurückkritisiert zu werden. Klar, zu Schlammschlachten soll sich sowas nicht auswachsen, aber hinter dieser ganzen Idee, dass man über Kritik drüber stehen sollte, steckt eine Konsens- und Harmonie-Ideologie, die Diskurse nicht befördert, sondern im Keim erstickt. Ich hab auch schon zu hören bekommen, dass man die Namen von KritikerInnenkollegen, mit denen man uneinverstanden ist, nicht nennt. Ich halte von solcher Vornehmheit jedenfalls nichts. Und mag Widerspruch, auch der unfreundlichen Art, schon deshalb, weil ich selbst ja nur in den seltensten Fällen wirklich zu hundert Prozent meiner eigenen Meinung bin. Im Erkennen der teilweisen Uneinverstandenheit mit sich selbst wird man doch allemal nichts als schlauer. (via scannersblog)

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Und hier noch, wo ich schon einmal einen Eintrag aufgemacht habe, ein Zitat aus einem interessanten Interview, das Alexander Horwath mit Michael Haneke für den amerikanischen Film Comment geführt hat. Und zwar genau zur Frage, wie sich die Lektüre- und Denkarbeit zwischen Filmemacher und Zuschauerin verteilt:

I always look for the places in a story where leaving things open can become really productive for the viewer. I often compare filmmaking with building a ski jump; the actual jumping should be done by the audience. For the filmmaker, this is pretty hard—it’s much easier to do the jump yourself, to do it for the viewer. Because there’s always the fear of frustrating them. What do I have to indicate? What do I leave out? How much can I not spell out when constructing a film and still not frustrate the audience? Such strategies have become widely accepted in modern literature, but much less so in cinema. That’s a bit sad.