spielfilm

25. September 2012

Hundekunde Colloque de chiens von Raúl Ruiz im Arsenal

Von Bert Rebhandl

Der Fotoroman, sofern er nicht in Titanic erscheint, ist ein Genre, in dem gewöhnlich eher Herz-Schmerz-Geschichten erzählt werden. Der berühmteste filmische Fotoroman ist wohl La jetée von Chris Marker, ähnlich konzeptuell, allerdings mit deutlicheren Bezügen zu den kommerziellen Vorlagen, ist Colloque de chiens von Raul Ruiz aus dem Jahr 1977. Die im Titel genannten Hunde sind hier gewissermaßen bellende Zeugen (oder gar Erzähler?) einer langwierigen Geschichte, die sich mehrfach in sich selbst verschlingt: Ein Mädchen namens Monique entdeckt, dass es nicht bei der leibliche Mutter lebt; ein paar Schnitte und viele Jahre später ist Monique schon Prostituierte in Bordeaux, verliebt sich in den androgynen Fernsehmechaninker Henri, der sich in Moniques Freundin Alice verliebt, was schreckliche Folgen hat: Selbstmord, Mord, Geschlechtsumwandung und Spiegelung zahlreicher Motive (Monique ist anfangs mit einem Patienten in einem Krankenhaus zugange, Henri später mit einem Häftling im Gefängnis, in beiden Fällen ist die Formulierung des Off-Erzählers die gleiche, und darauf kommt es an). Colloque de chiens ist ein interessantes Beispiel reflexiven Erzählens, und eines der wichtigsten Meta-Melodrame, das ich kenne. Jonathan Rosenbaum hat 1985 einen kurzen Text darüber geschrieben, der hier online zu finden ist, in einer tollen Filmographie zu Ruiz.

Colloque de chiens läuft heute, 25.09.2012, um 19.30h im Rahmen einer öffentlichen Sichtung im Arsenal, zusammen mit dem viel bekannteren L'hypothèse du tableau volé (1979). Auswahl: Stephan Geene.