medienbeobachtung

11. Dezember 2009

Brutus Mappus Harald Schmidt

Von Simon Rothöhler

Gestern zum zweiten Mal innerhalb kürzerer Zeit Harald Schmidt eingeschaltet und gedacht, dass das doch noch funktioniert, also wieder, fast so wie früher. Einer muss das machen, Namen wie Stefan Mappus und Hermann Gröhe fallen lassen oder mal nachsehen, was Spassvögel wie Theo «Ted» Sommer so treiben, dessen Nichte man fast schon wieder vergessen hatte. Dazu Gäste, die zwar nicht aus einem Mousse au Chocolat-Bad steigen, aber doch ein so weites Feld menschlicher Verhaltensweisen abdecken wie Anne Tismer vs. Anne-Sophie Mutter, die dann tatsächlich über Felix Mendelssohn-Bartholdy sagt, das sei ja toll und erstaunlich, wie tiefgründig der den Bach verstanden hätte – als «getaufter Jude». Schmidt, der alte Organist, lächelt dazu milde, er hat schon größeren Unsinn ertragen, wozu leider auch seine bizarr hölzernen Sidekicks zu rechnen sind, aber selbst bei der Daily Show läuft auf der Ebene oft wenig Talentiertes durchs Bild. Dass da einer post-Pocher am Donnerstag Abend eigentlich das altmodischste politische Kabarett macht, stimmt natürlich und auch seine Servilität gegenüber Schauspielern, die einem in Thomas Ostermeier-Inszenierungen auf die Nerven gehen, ist natürlich nicht ausgeheilt, eher im Gegenteil. Aber wer im Kulturberieb außer Rainald Goetz bringt ein vergleichbar authentisches Interesse für die Umtriebe des deutschen Bundestags usf. auf? Ist das etwa keine GEZ-Millionen für Harry und Fredy wert? Brutus Mappus, da ist wieder jemand, der an dich denkt.