starsystem

Stargeste/Normalgeste

 

Was das Kino kann: kleine Gesten groß rausbringen. Der französische Historiker Marc Ferro nennt die Kinogeschichte deshalb ein «Museum der Gesten» und der Roman 8 ½ Millionen von Tom McCarthy handelt von einem Mann, dem nach einem Unfall die Selbstverständlichkeit alltäglicher Bewegungen abhanden gekommen ist und den deshalb nichts so sehr irritiert wie die Klarheit und Perfektion, mit der Robert de Niro in Mean Streets einen Kühlschrank öffnet. Gesten sind zeichenhafte Bewegungen von Körper und Gesicht. Schauspieler geben Figuren einen Körper, indem sie sich Gesten ausdenken. Sie kommunizieren ihre Figuren durch Gesten. Manche Gesten sind einfach nur da, andere werden zu Handlungsträgern verdeutlicht. Sie gehören zur Realität, zum Gewicht, zum Sound einer Figur oder erfüllen eine Plotfunktion. Oft aber ragen sie auch aus dem Film heraus, weil sie zum Repertoire eines Stars gehören, der seine Gesten als Stil und Trademark, als Qualitätsmerkmal und Manierismus in jeden Film mitbringt. Im Kino gibt es Stargesten und Normalgesten. Mit großer Selbstverständlichkeit macht das Kino aus Normalgesten Stargesten. Anlässlich des Starts von Shutter Island (08. Oktober 2009) gehen wir den ikonischen und den unscheinbaren Gesten nach, die mehrere Generationen Hollywood-Stars in das Kino von Martin Scorsese eingebracht haben.