editorial

Editorial

Der Baltic Dry Index, der täglich in ­London veröffentlicht wird und Aufschluss gibt über das weltweite Handelsvolumen, gilt als wichtiger Frühindikator für den Verlauf der Wirtschaftsentwicklung. Wenn er sinkt (weil weniger Frachtgut verschifft wird), sieht es schlecht aus. Hinter der nackten Zahl, die der Index liefert, stehen auf der Seite der Öffentlichkeit weniger Analysen, als Geschichten, Vorstellungen, ­Bilder. Wir versuchen, daraus Koordinaten zu entnehmen, die unseren Ort in der Welt bestimmen. In Berlin hat der deutsche Filme­macher Dominik Graf im letzten Sommer eine Eisdiele am Kurfürstendamm für die Dreharbeiten zu einer Serie in «Baltic Sea» umbenannt. Es ist einer der fiktiven Orte in der Serie, an denen Fäden zusammenlaufen – des organisierten Verbrechens, der (Schatten-)Ökonomie, der manipulierten Politik. «Only fiction has to make sense», lautet ein wichtiger Satz in Tom Tykwers Film The International. Weil wir den intellektuellen Pessimismus dieses ­Satzes nicht teilen, haben wir die Zeitschrift ­cargo Film ­Medien  ­Kultur gegründet. Wir interes­sieren uns für Theorie und Attraktion, Personen und globale Zusammen­hänge. ­Immer noch ist Film ein Schlüssel zu unserem Leben in Gesellschaft und Gemeinschaft (und in der Geschichte), ein allgegenwärtiges Medium, das in Bildern, Tönen, Schnitten, Gesichtern, Körpern denkt, das uns unterhält und erregt, immer wieder große Erlebnisse verschafft und uns mit der Welt verbindet. Wir verstehen diese Zeitschrift als einen Freiraum, den wir uns und (mit) Ihnen erarbeiten wollen.

        Bert Rebhandl,
        Simon Rothöhler,
        Ekkehard Knörer