spielfilm

30. Mai 2010

The Last Movie Dennis Hopper 1971

Von Bert Rebhandl

«Movies have bring here violence», sagt ein Padre zu dem Cowboy-Stuntreiter Kansas (Dennis Hopper) im peruanischen Hochland. Es ist die Zeit am Ausgang der 1960er Jahre, das alte Hollywood ist tot, das neue schlägt wild in alle Richtungen aus. In Chincheros hat die amerikanische Filmindustrie eine Außenstelle errichtet: Kulissen für Western in einer Zeit, in der das Genre schon ziemlich am Ende ist (Hopper hatte kurz davor noch in Henry Hathaways True Grit eine Rolle gehabt). Sam Fuller dreht den Tod von Billy the Kid: «I want it legitimate.» Die Dreharbeiten gehen zu Ende, die Amerikaner wollen dringend nach Hause, die Infrastruktur an dieser «rugged location» bleibt verwaist zurück, wie auch eine kleine Community von Expats, und Kansas, der mit Maria, einem Mädchen aus der Gegend, die Zivilisation hinter sich lassen und in einem «adobe» wohnen will, einem Lehmziegelhaus (Maria hätte lieber einen Swimming Pool).

Nach 25 Minuten erscheint der Titelcredit: The Last Movie. Da will einer etwas zu Ende bringen, wie schon so viele andere Künstler der Avantgarde im 20. Jahrhundert. Für Dennis Hopper machen es die Peruaner, die den Amerikanern ihren eigenen Film hinterherdrehen, der einheimische Regisseur auch mit Sheriffstern auf der Brust und Zigarre im Mund. Eine Travestie. Film als Kunst des Falschen («phoney») wird abgeschafft, die «Dreharbeiten» zielen auf das Reale: die Kamera ist aus Holz, aber die Patronen in den Revolvern sind echt. Heraus kommt kein Film, sondern ein «echter» Tod. «La última pelicula: El muerto.»

Der Gringo ist der Mann, der sterben soll – ein neuer Christus, der den Opfertod auf sich nimmt, der die Widersprüche des Weltsystems versöhnen soll. The Last Movie war Dennis Hoppers großer Wurf nach dem Erfolg von Easy Rider, und man muss schon eine Weile suchen, um irgendwo einen ähnlich (forciert) wilden Versuch zu finden, als Subjekt aus der ersten Welt einfach irgendwo an der Peripherie verloren zu gehen. Was Orson Welles in Brasilien suchte, fand Hopper in Peru auch nicht – einen Standpunkt, auf dem er sich selbst gegenüberstehen hätte können: kein Star, kein Filmemacher, kein Amerikaner, kein Imperialist, kein Macho, kein Drughead. Kein Gringo. Aus all diesen naiven Negationen entstand kein letzter Film, immerhin aber eine Antwort – auf Glauber Rocha, auf Alejandro Jodorowsky.