spielfilm

5. April 2015

From Hell Filmhinweis für Wien: Valhalla Rising von Nicolas Winding Refn

Von Bert Rebhandl

© Nimbus Film Productions

 

Also, was man von den Christen so hört, unappetitlich ist das. «They eat their own god, his flesh, bis blood», sagt einer der Heiden in Nicolas Winding Refns Valhalla Rising. Dass da eine Information ein wenig verkürzt bei ihm angekommen ist, rituelle Sprache abzüglich der dazugehörigen Sakramententheologie, kann er ja nicht wissen. Es ist tiefes Mittelalter, zum Verifizieren müsste man weit reisen, und eben dies macht eine kleine, wilde Horde dann auch: nach Jerusalem.

In ihrer Mitte ein stummer Berserker «from Hell»: Sie nennen ihn «Einauge», weil sein anderes hinter zusammengewachsenen Lidern verborgen bleibt. Einauge ist Beute, Gladiator, Geisel, aber die Kette um den Hals wirkt eher dekorativ, als dass sie ihn als Opfer erscheinen ließe. Immer mehr wird er zum spirituellen Führer auf einer Expedition, deren Ziel Winding Refn in schöner, von Lars von Trier abgeschauter Überschriftenklarheit nicht verhehlt: Kapitel V – HÖLLE.

Es ist aber nicht das letzte, danach kommt noch OPFER. Vermutlich könnte man die Kapitel auch anders anordnen, zumal es erzählerisch ja ein wenig den Anschein hat, es ginge um eine heidnische Überbietung des Christus-Opfers, also um einen Gott, der sich nicht essbar macht, sondern sich als ein negative Identifikationsfigur anbietet, hinter deren Grausamkeit man sich geisterabwehrend verschanzen kann. Da kommt es dann nicht so genau darauf an, in welcher Reihenfolge Köpfe abgeschlagen werden, und die denkbare Auferstehung dessen «from hell» läuft eher auf eine ewige Wiederkehr des gleichen stummen Kriegers hinaus.

Der Loop ist Fluchtpunkt eines Films, der seine besten Szenen dort hat, wo das Paradies zur Hölle wird. Nach einer unheilschwangeren Bootsfahrt (Aguirre und Apocalypse Now lassen grüßen) gibt es endlich Süßwasser, Grünzeug, romantische Landschaft. Doch diese ist leer, nichts zu beißen, und dann implodiert der Sinn für eine Weile so gründlich, dass der Epilog (Mel Gibson könnte von Winding Refn ein wenig Reduktion lernen) schon fast wie ein Satyrspiel zum großen Bedeutungsexorzismus wirkt, der hier betrieben wird. In Sachen Mythenkino ist Valhalla Rising ohne Vergleich, denn Winding Refn zielt auf einen schwarzen Monolithen - das Ende aller Anschlussfähigkeit. Faszinierend.

Das Österreichische Filmmuseum zeigt Valhalla Rising am Montag um 21.00 im Rahmen der Reihe Schengener Schrecken: Euro-Horror heute