magical history tour

24. Juli 2013

2004: Lucile Hadzihalilovic: Innocence (Frankreich)

Von Ekkehard Knörer

Eine Art Mädcheninternat, oder ein Institut Benjaminta, im Wald. (Die Vorlage aber von Wedekind, nicht von Walser.) Nachts erhellen die Lampen den Weg zwischen den Bäumen. Tags wird der Ballettanz geübt. Die Mädchen mit Zöpfen, in ihre Haare sind Bänder geflochten, deren Farben das Alter anzeigen. Die Mädchen spielen, eine klettert über die Mauer, die das Gelände umschließt. Die Frage aber bleibt, ob man träumt oder wacht. Ob das eine Fantasie ist von einem Parallel- oder Nachleben oder eine entrückte Realität. So vieles bleibt unklar, etwa auch der Titel: Unschuld? Da sind Untertöne des Sinistren, womöglich gar Pädophilen. Aber da ist auch Freude, Freundschaft, Freiheit durch Spiel. Eine aber weiß Bild für Bild ganz genau, was sie tut: Regisseurin Lucile Hadzihalilovic. Jeder Schnitt, jede Kamerafahrt (und es gibt viele), jede Wiederaufnahme des Wassermotivs, das ist alles von einer filmischen Trittsicherheit, die zur Rätselhaftigkeit des Geschehens in faszinierendem Widerspruch steht. (82cp)