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Hier stimmt was nicht Auf der Suche nach einem deutschen Beitrag für die Kategorie Best International Feature Film der 98. Academy Awards – ein Sehtagebuch

Von Anne Küper

«Im Lichtspielhaus | wenn dir die Mischung aus | Ekel und Scham den Atem nimmt | wird dir dann klar | wenn’s das nicht eh schon war | dass etwas Wichtiges nicht stimmt | mit diesem Volk, mit diesem Land | mit seinem Herz, seinem Verstand». So heißt es in einem Lied von 2004, das ich mag. «Es ist ja nicht so», säuselt Jens Friebe­ da, «dass man bei so etwas gerne Recht behält.» Aber das, worüber Friebe singt, sei «nun mal das schlechteste der Welt». Die Rede ist vom deutschen Kino (vgl. Track 9, Album Vorher Nachher Bilder, 2004). Dass jenes bei Weitem nicht so uniform ist, wie es gerne geschrieben wird, zeigte Lukas Foerster im letzten Jahr auf eindrucksvolle Weise mit dem Text «Der integrierte Film: 133 Stunden deutsches Kino» auf critic.de. Ausgehend von seinen Sichtungserfahrungen als Mitglied der Spielfilm-Jury vom Preis der deutschen Filmkritik legte Foerster dar, wie in den 80 Filmen, die 2024 einen regulären Kino­start in Deutschland hatten, und die er sah, nicht nur fraglich wurde, wie sich das bestimmen ließe, was dieses deutsche Kino eigentlich sein soll, sondern auch eine ästhetische­ wie erzählerische Vielgestaltigkeit zutage trete, anhand derer sich bestehende Annahmen über den Status quo vollständig widerlegen ließen. 

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