8. Februar 2013
1937: Weibang Ma-Xu: Ye ban ge sheng (China)
Im Theater haust ein Mann mit schrecklich entstelltem Gesicht, droben freilich haust er und nicht drunten wie im Original-Phantom der Oper, das hier adaptiert wird. Einst sang er schön auf der Bühne, jetzt tut er es nachts noch für die Frau, die er liebte und die ihn tot glaubt, wenngleich sie ihn Nacht für Nacht hört. Eine Theatertruppe erscheint bei furchtbarem Regen. Ihr männlicher Star singt sehr schön auf der Bühne, kommt in Kontakt mit dem Phantom, das sich liebend gern durch den jungen Mann ersetzt sähe im Herzen der Schönen. Die Entstellung hat übrigens politischen Hintergrund, das Phantom war Mitglied des Kuomintang, der damals noch im Untergrund kämpfte. Regisseur Weibang Ma-Xu ist ein teils begnadeter Atmosphärenmaler, beherrscht dutch angles und wüste Reißschwenks und wenn es gespenstisch werden soll, wird es gespenstisch. Dialoge bringen manche Dynamik zum Stillstand, westliche Klassik ist zu hören und sogar Gershwin, dazu mitunter mitreißende Revolutionsmusik. (73cp)
P.S.: Der Film wird zum Auftakt der am 1. März im Arsenal startenden Reihe Ein Lied zur Mitternacht: Chinesische Filmgeschichte von 1929 bis 1964 gezeigt.