filmkritik

5. Februar 2013

Wichser und Schweinehunde

Von Ekkehard Knörer

Andreas Kilb und Til Schweiger hatten sich, wie zu erwarten, wenig zu sagen. Das aber immerhin spielfilmlang. Und sehr freundlich. Und per du. Aber ich glaube der Til ist mit jedem per du (außer mit Claudia Lenssen). Er war auch gleich mit dem Rüdiger per du zum Beispiel, der in der Nachspielzeit die erste Publikumsfrage stellte zu ohjeichweißnichtmehrwas. Ich kann zu der Sache kompetent gar nichts sagen, denn ich habe, was mir vor dem Darübernachdenken gar nicht so klar war, noch keinen einzigen Film gesehen, bei dem Til Schweiger Regie geführt hat. Außer Knockin’ on Heaven’s Door, weil da hat zwar der Thomas Jahn Regie geführt, aber nicht allein, wie der Til andeutungsvoll sagte. Wie es dem Til ohnehin an einem guten Selbstbewusstsein nicht fehlt. Er ist nämlich auf Hollywoodniveau und dass seine Filme im Ausland nicht laufen, hat andere Gründe. Einmal wurde der Til allerdings sehr böse, weil die Sprache auf die Spiegel-Online-Kritik zu Schutzengel kam, deren Autor nicht nett über Tils Tochter schrieb. Der Name des Kritikers ist, wenn ich Til recht verstand, Wichser, nur dass er gar kein Kritiker ist, sondern eine hired gun oder so. (Grüße an Arno Frank von der taz.)  Von diesem kleinen Ausfall abgesehen war der Til aber lieb. Er hat einen guten Beschützerinstinkt. So beschützt er seine Filme, indem er sie nur sehr ausgewählten Kritikern zeigt, von der Gala und Bunte und Cosmopolitan. Die sind eigentlich auch keine Kritiker, sagt der Til, jedenfalls nicht à la Föjetong – man hat sie aber wohl auch von den Wichsern zu unterscheiden. Und er beschützt seine Tochter, nachdem er sie der Welt in seinem Film vorgesetzt hat. Der Andreas Kilb, muss man sagen, hatte sich gut vorbereitet. Er war auf du und du mit dem Gesamtwerk. Respekt. Er verstand freilich etwas anderes unter Kritik als der Til, nämlich selbst einen unterhaltenden Text. Darüber, dass sie sich da nicht einig sind, waren der Til und der Herr Kilb sich im Grund aber einig, darum gab es ja eigentlich auch wenig zu sagen. Das aber immerhin spielfilmlang. Eins vielleicht noch. Der Til hat in seiner Jugend im bildungsbürgerlichen Haus der Eltern gelernt, was eine Kritik ist. Da las man nämlich die FR. Und da hat der Til gelernt: Was die FR preist, das mag er nicht. Bei einem Verriss wird es jedoch interessant. Sehr hübsch, wie er später die FAZ, für die Kilb schreibt, als ultrakonservativ beschimpfte. Das stimmt so ja alles nicht mehr, aber eine frühkindliche Prägung ist eine frühkindliche Prägung. In Wahrheit ist der Til, so erklär ich mir das, eben doch einer von uns. Er filmt und schreibt gegen seinen eigenen inneren intellektuellen Schweinehund an. Drum setzt er sich in die Akademie, trotz Erkältung, drum sagt er so schön Föjetong und drum ist er ja auch so nachdrücklich von den Verrissen gar nicht gekränkt.